Olimpia

06.09.2024, 19:30 - 20:45 Uhr

Das Ensemble für Alte Musik Boulevard Baroque präsentiert verborgene Musik von Scarlatti

Verboten. Vergessen. Verborgen. Das für besondere Konzertprogramme bekannte Originalklangensemble Boulevard Baroque bringt unbekannte Höhepunkte barocker Musik von Vater und Sohn Scarlatti zum Klingen. Unter der Leitung des renommierten Cembalisten Shalev Ad-El musiziert das Ensemble gemeinsam mit der international gefeierten Sopranistin Tehila Nini Goldstein am 6. September in der Martin-Luther Kirche in Detmold.

Ensembles der Alten Musik ist stets daran gelegen, unbekannte, in Vergessenheit geratene und v.a. verborgene Musikschätze ans heutige Licht zu bringen. Dies ist dem Ensemble Boulevard Baroque zum wiederholten Male gelungen: Unter der Künstlerischen Leitung der Barockgeigerin Karla Enríquez hat das Ensemble ein Programm zusammengestellt, dass sich Vater Alessandro und Sohn Domenico Scarlatti widmet. Ein exklusives Programm, für das das Ensemble auf keine veröffentlichten Notenmaterialien zugreifen kann, sondern sich alter Handschriften oder einer aus privatem Bestand erstellten Transkription (durch Venezia Fröscher-Cifolelli) bedient. In der schier unüberschaubaren Menge aus mehr dann 600 Kantaten des neapolitanischen Meisterkomponist, dessen 300. Todestag im kommenden Jahr ansteht, hat Boulevard Baroque eine phantastische und musikalisch herausfordernde Entdeckung gemacht: "L'Olimpia" - eine Kantate für Sopran und Streicherensemble. Textlich basierend auf dem vielfach von barocken Komponisten genutzten Versepos "Orlando furioso" (Der rasende Roland) des italienischen Humanisten Ludovico Ariost erzählt die Kantate plastisch und im typischen barocken Affektgehalt von Olimpia, die von Piraten auf einer einsamen Insel ausgesetzt wurde und nun dem Meeresgott geopfert werden soll. Ein tragisches Schicksal, das musikalisch die schönsten barocken Lamenti mit sich bringt und damit gleichsam wie eine kurze Barockoper wirkt.

Auch die zweite Ausgrabung des Konzertprogrammes das Oratorium "Il giardino di rose" (Der Rosengarten) von Vater Scarlatti ist trotz aller Nähe zur katholischen Kirche eine Oper im biblischen Gewand. Nicht verwunderlich. Papstes Innozenz XII. hatte 1698 öffentliche Opernaufführungen verboten, zu ungesittet geht es dem Papst auf der barocken Opernbühne und auch im Publikum zu. Nun verlagert sich die barocke Opernleidenschaft durch findige Komponisten wie Alessandro Scarlatti auf das geistliche Oratorium. Der 1707 komponierte "Rosengarten" ist eines der Zwitter-Exemplare zwischen biblischem Stoff und dramatisch-bühnenwirksamer Musik.

Neben Auszügen aus dem besonderen und weitestgehend ungespieltem Oratorium wird das Programm mit Cembalo-Werken des ebenso begnadeten Komponistensohn, Domenico Scarlatti, erweitert. Der Sohn Scarlattis ist vor allem für seine Cembalo-Sonaten berühmt, die der in der Alten-Musik-Szene gefeierte Shalev Ad-El für Cembalo und Ensemble arrangiert hat. Mit Tehila Nini Goldstein steht dem Ensemble als gewandte und glutvolle Musikerin mit einem Stimmumfang, der ihr sowohl das Sopran- als auch das Mezzofach erschließt, zur Seite. Die international konzertierende Sängerin ist musikalisch mit den bekannten Alte-Musik-Ensembles verbunden wie Les Arts Florrissants oder dem Collegium 1704 aus Prag.

Konzerteinführung um 18.45 Uhr mit Shalev Ad-El und Venezia Fröscher-Cifolelli. Der Eintritt ist frei, Spenden erbeten.

Location:
Martin-Luther-Kirche
Schülerstraße 14
32756 Detmold